Jüdischer Friedhof in Kerpen als Gedenkstätte wider das Vergessen

Antrag zum Ausschuss für Sport, Freizeit und Kultur

19.09.2023 Anträge FDP-Fraktion Kerpen

Sehr geehrte Frau Ausschussvorsitzende Donner,

die FDP-Fraktion im Rat der Kolpingstadt Kerpen bittet, o.g. Punkt auf die Tagesordnung der kommenden Sitzung des Ausschusses für Sport, Freizeit und Kultur zu nehmen und stellt hierzu nachfolgenden Beschlussvorschlag zur Abstimmung vor:

Beschlussvorschlag:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, den alten jüdischen Friedhof in Kerpen möglichst unter Anleitung von Forschern, Expertinnen und Experten aus den Bereichen Denkmalpflege, (Kunst)Geschichte, Kulturerbe, Vertreterinnen und Vertreter der Heimatfreunde Stadt Kerpen e.V. und der Stadtarchivarin der Kolpingstadt Kerpen, Susanne Harke-Schmidt, zu revitalisieren und als zeitgemäße Gedenkstätte einzurichten. Dabei ist ein konkretes Konzept zu Umbau und Nutzung vorzulegen und bei Bedarf soll der Prozess mit einer Machbarkeitsprüfung unterstützt werden. Entsprechende Landes- und Bundesmittel für eine Revitalisierung des Friedhofs und Umwandlung in eine Gedenkstätte sind zu prüfen, zur Umsetzung eines solchen Projekts zu ermitteln, sowie den Antragsprozess einzuleiten und entsprechend anzufordern / zu beantragen.

Ferner sollen

  • die alten Grabsteine unter denkmalhistorischen Gesichtspunkten saniert,
  • der Friedhof landschaftsgärtnerisch aufgewertet und barrierefrei ausgebaut,
  • der Baumbestand sowie die Grünflächen neugestaltet,
  • Sitzbänke erneuert und weitere Sitzmöglichkeiten geschaffen,
  • Gedenk- und Informationstafeln über die Geschichte des jüdischen Lebens in Kerpen aufgestellt werden, die auf diesen so besonderen Ort des Gedenkens hinweisen.
  • Zusätzlich sollen/können mit Info-Stelen Besucherinnen und Besucher des Friedhofes über die dortigen Grabmale und über die dort bestatteten Personen informiert werden, zusätzlich mit Erläuterungen über die Inschriften auf den einzelnen Grabmalen und zu deren Symbole, die so erklärt werden.

Begründung:

In Kerpen wird wie in unzähligen anderen Kommunen jährlich eine Veranstaltung zum Gedenken an die Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung am 9. November 1938 veranstaltet. In Kerpen findet sie am Mahnmal für die ermordeten Juden aus Kerpen am Friedhof in der ,,Alten Landstraße“ statt. Und auf der gleichen Grünfläche wurde 2011 eine Gedenktafel für die insgesamt 129 deportierten und ermordeten Juden aus Kerpen errichtet. Selbstverständlich muss den Opfern der schrecklichen und verbrecherischen NS-Zeit gedacht werden.

Doch so schrecklich diese Zeit gewesen ist, gehört zur Erinnerung ebenfalls dazu, nicht zu vergessen, dass es davor auch eine andere Zeit gegeben hat. Insbesondere zeugt beispielsweise der alte jüdische Friedhof von einem lebendigen jüdischen Leben in Kerpen und deutet darauf hin, dass in früheren Zeiten die jüdische Kultur nicht nur in den großen Städten, sondern das Leben auch in ländlichen Regionen bereicherte. Dieses Erbe muss erhalten werden, dazu gehört es insbesondere, den jüdischen Friedhof als Kulturdenkmal und als religiöse wie auch zeitgeschichtliche Gedenkstätte zu gestalten und zu erhalten. Mit Maßnahmen und Aktivitäten, die geeignet sind, das Erinnern und Gedenken an die ehemalige jüdische Gemeinde in Kerpen zu fördern und im gesellschaftlichen Leben wachzuhalten.

Jedoch hat sich mittlerweile das Umfeld des jüdischen Friedhofs so weit verändert, dass diese Ruhestätte kaum mehr gesehen, beachtet und wahrgenommen wird. Fast schon aus dem öffentlichen Interesse verschwunden, umzingelt vom Gewerbegebiet und dem Erft Karree. Zwar fahren täglich tausende von Autos an diesem alten Friedhof vorbei, aber nur wenige Kerpener Bürgerinnen und Bürger haben ihn wohl jemals schon einmal besucht. Es wird mittlerweile kaum noch wahrgenommen, dass dieser jüdische Friedhof ein wichtiger Teil der Geschichte und Erinnerung für unsere Kolpingstadt Kerpen ist. Durch eine Restaurierung sowie konservatorische Umnutzung zu einer Gedenkstätte jedoch kann der jüdische Friedhof für die Öffentlichkeit erhalten bleiben und ein neuer und wichtiger Ort für die jüdische (Erinnerungs)Kultur und Begegnung werden, so dass das Bewusstsein für das jüdische Leben in Kerpen auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.

			

				
				

Tamer Kandemir

sachkundiger Bürger der FDP-Fraktion

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